Unsere Geschichte

Zur Geschichte des Vereins müssen wir uns ca. 180 Jahre zurückversetzen.

1840 war Lindenau noch ein Dorf mit 980 Einwohnern. Felder, Ackerland so weit das Auge reichte.

1890 entwickelte sich das Dorf durch die rasch voranschreitende Industrialisierung zu einem Industrievorort mit knapp 9000 Einwohnern. Ein Jahr später 1891 erfolgte die Eingemeindung ins Leipziger Stadtgebiet.

Illustration eines Kohlkopfs

1903 gründete sich auf dem landwirtschaftlichem Gelände der Nathanael-Kirchengemeinde und dem Ackerland der Klingerschen Erbengemeinschaft, unserem heutigen Vereinsgelände, die Gartenvereinigung „Früh-Auf“.

Im Februar 1909 fasste der Vorstand aber den Beschluss, nach Schönau auf das Gelände einer Baumschule umzuziehen. Ein Drittel der Mitglieder zogen nicht mit um und verblieben auf dem Gelände.

Am 01. März 1909 stellte der Bierverleger Carl Thurant im Auftrag der verbliebenen Pächter an die Nathanael—Kirchengemeinde und Klingerschen Erben den Antrag, das Gelände zu gleichen Pachtbedingungen zu übernehmen, was ihm auch von beiden Verpächtem genehmigt wurde.

Ein neuer Vereinsname mußte gefunden werden, da die Gartenvereinigung „Früh Auf“ ihren Vereinsnamen auf dem neuen Gelände in Schönau weiter führten.

Im Juni 1909 beschlossen die verbliebenen Mitglieder auf einer kurzfristig einberufenen Versammlung einstimmig sich Gartenverein „Zum kleinen Palmengarten“ zu nennen, da die Bleiglasfensterscheiben der kleinen Gartenkantine mit Palmendekors verziert waren und auch die massive Holzeingangstür zur Gartenkantine mit Palmen aus edlem Fumierholz versehen war. Der Zulauf zum Verein war aufgrund der stetig immer weiter voranschreitenden Industrialisierung riesig.

Logo des Kleingartenvereins Kleiner Palmengarten e.V. Leipzig

Im Dezember 1909 zählte der Verein bereits 116 Mitglieder, die 110 Gärten bewirtschafteten. In der Gartenanlage entwickelte sich ein reges Leben.

1910 wurde die kleine Kantine nebst Sanitäranlagen erweitert und 1914 eine Kegelbahn (Langbahn) an diese angebaut. Jährlich gestaltete man Frühlings-, Sommer- und Kinderfeste, Ausstellungen, Tanzabende und vieles mehr. Die Festzüge begannen am Knochenplatz, in der Amelienstraße, und führten durch halb Lindenau.

Von September bis Dezember 1926, also innerhalb eines Vierteljahres, wurde ein neues Vereinshaus, wie es noch heute in seiner Grösse steht, an- und umgebaut, finanziert durch einen Darlehen von 18000 Reichsmark der Brauerei Naumann zu 9% Zinsen, welches über den Bierpreis abgezahlt wurde.

Bis ca. 1930 hielten die Kleingärtner auch Kleintiere wie Hühner, Gänse, Hasen usw. Eine Ausnahme machte Gartenfreund Laue, der 1927 sogar ein Schwein im Garten hielt.

1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten sich kleine Vereine aufgrund des Gleichschaltunggesetzes mit anderen Vereinen zusammenschließen. Am 5. Dezember 1933 erfolgte deshalb der Zusammenschluß mit dem Nachbarverein Westendgärten zum Gartenverein „Westend-Palme“.

Im Februar 1946 erfolgte die Auflösung des Vereins „Westend—Palme“ und beide Vereine nahmen ihren ursprünglichen Namen wieder an.

In den Folgejahren waren die Mitglieder bestrebt, wieder alte Traditionen aufleben zu lassen. So wurden wieder Frühlings-‚ Sommer- und Kinderfeste durchgeführt.

Im Juli 1949 begingen die Mitglieder das 40—jährige Bestehen des Vereins mit Blümchenkaffee und Kuchen im Vereinshaus und am 18. Juli 1959 das 50-jährige Vereinjubiläum mit Sommer- und Kinderfest.

1962 erfolgte der Bau der Poliklinik einschließlich Heizhaus auf dem angrenzenden Gelände, wo heute der Kindergarten steht. Der Bau brachte viel Ärger, weil die Baufahrzeuge u.a. Beschädigungen am Außenzaun, Dreck und Baulärm u.a.m. verursachten.

1968 gab es erneut große Probleme mit dem Bau des S-Bahn-Haltepunktes Demmeringstrasse, der zu vielen Schäden in den angrenzenden Gärten führte. Außerdem mußten für den Zugang zum Haltepunkt drei Gärten (1,6 und 7) geopfert werden.

Parzellenplan Kleiner Palmengarten e.V. Höhere Auflösung: Parzellenplan →

1977 mußte die elektrischen Leitung verstärkt werden, um den steigenden Bedarf der Mitglieder nach einem Stromanschluß zu decken.

Am 22. September 1984 feierten die Mitglieder und Gäste das 75-jährige Jubiläum des Vereins mit einem Kinder- und Gartenfest.

1989/90 Mit der politischen Wende vollzog sich auch ein Wandel im Verein. Am 24.06.1990 nahm ein neu gewählter Vorstand die Geschicke des Vereins in die Hand. Am 03.09.1990 erfolgter der Eintrag ins Vereinsregister des Amtsgerichtes als Kleingärtnerverein „Kleiner Palmengarten“ e.V. unter der Nummer 474.

In den Folgejahren wurde aufgrund klammer Finanzen überwiegend nur Werterhaltung in der Anlage betrieben, wie Ausbesserung der Außenzäune, Dachreparaturen, Hauptwegpflasterung und Renovierung des Vereinshauses. 1997 konnten die Arbeiten im Vereinshaus einschließlich Vorstandszimnmer endlich beendet werden. Nach einigen Jahren des Sparens wurde im Herbst 2001 mit der Verlegung der maroden, zum Teil über der Erde liegenden Wasserleitung unterirdisch begonnen und im April 2002 zur Wasserumstellung abgeschlossen. Die Haupt- und Nebenwege erhielten einen neuen Belag.

Frühjahr 2005 Verlegung der elektrischen Freileitung als Erdkabel, Abschluß Herbst 2005. Durch eine sehr gute Vertragsgestaltung des Vorstandes wurde Geld eingespart, sodass im Frühjahr 2006 der über Jahrzehnte laufend zu reparierende Holzzaun Demmeringstr. komplett durch einen neuen Stahlzaun ersetzt und im Sommer 2007 eine halbseitige Erneuerung des Daches am Vereinshaus durchgeführt werden konnte. Nach wiederholtem Blitzeinschlag mußte im Februar 2008 die alte Linde am Vereinshaus gefällt werden, weil die Verkehrssicherheit für die Mitglieder und Besucher nicht mehr gegeben war.

Am 4. Juli 2009 feierten die Mitglieder 100 Jahre Kleingärtnerverein „Kleiner Palmengarten“ e.V. mit Kinder— und Gartenfest.

Im Juli 2010 wurde die zweite Dachhälfte am Spartenheim aufgrund wieder vorhandener Geldmittel erneuert. Nach Abschluss der Dacharbeiten konnten nun die Arbeiten im und Vereinshaus in Angriff genommen werden. So erhielt der Saal 1 im Februar 2011 eine Rasterdecke mit Gipskartonplatten und die Giebelwand am Hauptweg im April durch selbstlosen Einsatz der Mitglieder einen neuen Mauerputz sowie eine schöne Fassadengestaltung. Auch die Aussenanlagen des Vereins wurden nicht vergessen. Die Seitenwege bekamen im Frühjahr 2012 einen neuen Belag mit Splitt. Die Seitenränder des Hauptweges gestalteten die Anlieger nach ihren Wünschen. Der Seitenweg entlang der Gärten 41-48 um die Vereinswiese wurde 2013 ebenfalls mit Rasenkanten und neuen Belag aus Splitt versehen.

Am 15.06.2013 beschlossen die Mitglieder des Vereins eine Satzungsänderung. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des S-Bahn-Haltepunktes 2013 erhielt der Verein einen neuen Außenzaun von der Demmeringstr. bis zur Lütznerstr. durch die Bundesbahn gestellt, da der alte Holzzaun dem Neubau weichen mußte. Auch ein neuer Schacht aus Beton für den Hauptwasserzähler mußte gebaut werden. Wieder fielen der Baumaßnahme für die Neugestaltung des Zuganges zum Haltepunkt 3 Gärten (2, 4 und 5) zum Opfer.

Im März 2014 erfolgte eine umfangreiche Umgestaltung des Vorstandszimmers. Aufgrund des Verschleißes der Abstellhähne der Trinkwasserleitung mußten diese ausgetauscht werden. Gleichzeitig vergrößerte man die Schächte, um besser an die Abstellhähne beim An- und Abstellen des Wassers sowie bei notwendigen Reparaturen zu gelangen.

Am 07.03.2015 wählten die Mitglieder einen neuen Vorstand. Unter der neuen Leitung gingen die Mitglieder mit großem Elan an die Arbeit. Aufgrund hoher Sparsamkeit und guter Wirtschaftsführung des Vorstandes konnte der alte Holzzaun südlicherseits ab Frühjahr durch einen neuen Metallzaun ersetzt werden. Das war die letzte Etappe der Einfriedung unserer Außenanlage.

Illustration einer Chilipflanze

Alle Maßnahmen wurden durch die Mitglieder mit großem Einsatz und hoher Eigenleistung erbracht auf die alle stolz sein können.

Der „Kleine Palmengarten“ e.V. hat alle Stürme der Zeit gut überstanden und ist heute eine schöne Anlage in der man sich wohlfühlt. Das war ein kleiner Abriss der Chronik und 110 Jahre im Schnelldurchgang.

Günther Brumme, Chronist des Vereins